Beobachtungen aus dem Muttergarten:
Der Hartblau, neben dem Süßschwarz die älteste Rotweinsorte Deutschlands, ist ausgesprochen frostfest, spätreifend und fäulnisresistent.
Selbst die Kirschessigfliege meidet die robusten Beeren.
Trauben und Beeren
Die Traube ist lockerbeerig mit kleinen, mittelgroßen und elliptischen Beeren.
Außerdem sind die Beeren spätreifend und ausgesprochen hartschalig.
Die späte Traubenreife schützt die Beeren vor Botrytis. Den noch unreifen Beeren können die Niederschläge im August und Anfang September nichts anhaben.
Aufgrund ihrer Hartschaligkeit ist die Beerenhaut sehr robust.
Selbst bei Vollreife besitzen die Beeren neben einer hohen Säure eine markante, ausgeprägte Tannin- und Gerbstoffstruktur.
Neben dem Fränkischen Burgunder, war es die einzige Sorte, die 2017 nach dem Spätfrost und dem späten Hagel im August noch gesunde Trauben reifen lies.
Bei ca. 90°Oe kommen die Trauben normalerweise mit einer Gesamtsäure von über ca 10 g/l in den Keller. Ein wirklich harter Knochen!
Aber in einem Punkt ist er sehr „pienzig“!
Trotz größerer Traube sind hohe Erträge nicht zu erwarten. Denn immer wieder wird der Ertrag durch eine hohe Blüteempfindlichkeit dezimiert.
Auf den Bildern präsentiert sich der Hartblau von einer seiner besten Seite. Vermutlich durch das außergewöhnliche Frühjahr 2018 mit den ausgesprochen hohen Temperaturen zur Blütezeit führten zu einem überdurchschnittlich guten Blüteverlauf.
Holz und Wuchs
Hier wird der Hartblau dem „harten Knochen“ ebenso gerecht.
Er wächst ausgesprochen aufrecht. Weiterhin haben die Sommertriebe einen kräftigen Wuchs mit einer guten Holzreife. Darüber hinaus können strenge Winterfröste den Winteraugen nichts anhaben. Der Hartblau ist eine sehr vitale und ausgesprochen robuste Rebsorte.
Wein und Ausbau
Die kleine Ernte 2016 wurde zusammen mit vier anderen historischen Roten zu einer Cuvée vinifiziert, die demnächst abgefüllt wird.
Der 2017-er Wein ist ein noch härterer Knochen. Durch den Zweitaustrieb nach dem Frühjahrsfrost wurden die Trauben trotz guter Zuckergrade (ca. 90 °Oe) mit einer sehr strammen Säure (ca. 16 g/l) geerntet. DER muss noch einige Zeit reifen …
Aber: Auffällig war immer eine sehr gute Farbausbeute und sensorisch war die Säure gar nicht so dominant.
Fazit
Der unverwüstliche Hartblau könnte der große Gewinner bei einer weiteren Klimaerwärmung sein.
Ein Nachteil dieser Ursorte ist die Blühempfindlichkeit. Auf jeden Fall aber eine Bereicherung in der autochthonen Rotweinsortenarmut Deutschlands.
Hartblau könnte ein wichtiger Baustein beim kreieren hochkarätiger Cuvées werden.
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