Eine Weinrebe ist kein Steckling, sondern eine veredelte bzw. gepfropfte Pflanze. Die Herstellung bzw. Aufzucht einer Weinrebe dauert ein Jahr. Erst dann kann der Winzer den Weinstock in seinen Weinberg pflanzen. Schauen Sie einem Rebveredler ein Jahr lang über die Schulter. Sie erhalten einen Einblick in die „Kinderstube“ einer Weinrebe.
Die Vorarbeiten
Eine veredelte bzw. gepfropfte Weinrebe besteht aus zwei unterschiedlichen Hölzern. Von Januar bis März werden die Hölzer zugeschnitten, aufbereitet und bis zur eigentlichen Veredlung im Kühlhaus zwischengelagert. Der längere Teil, der nach der Pflanzng komplett im Boden verschwindet, wird Unterlage genannt und hat die Aufgabe der Wurzelbildung. Auf diese Unterlage wird ein kleineres Stück Holz mit einer Knospe veredelt/gepfropft. Dieser Teil der Pflanze, Edelreis genannt, steht nach der Pflanzung über dem Erdreich und ist der namensgebende Part der Weinrebe. Also die Knospe eines Grünfränkischs, Arbstes oder Kleinbergers. Aus der Knospe sprießt ein Sproß, der sich in den darauffolgenden Jahren zu einem Rebstamm entwickelt. An dem Stamm treiben wiederum Fruchtruten mit den gewünschten Trauben dran.
Die Veredlung der Weinrebe
Die aufbereiteten und zwischengelagerten Hölzer werden im März und April veredelt. Hierzu nutzt der Veredler eine halbautomatische Veredlungsmaschine. Wie auf den Bildern zu erkennen stanzt das Messer dieser Maschine eine Omega in die Hölzer. An der Unterlage in Form einer „Delle“ und am Edelreis in Form einer „Beule“. Beule und Delle werden ineinander geschoben, wodurch eine stabile Verbindung entsteht. Eine anschließende Paraffinierung stabilisiert die Hölzer und schützt die Schnittstelle vor Autrocknung.
Das Verpacken
Die frisch veredeleten Hölzer, man kann noch nicht von einer Pflanze sprechen, werden in Kisten oder Paletten gepackt. Bis zum nächsten Herstellungsprozess, dem Vortreiben, werden sie erneut zwischengelagert.
Und so wirds gemacht!
Der Veredler muss Edelreis und Unterlage in gleicher Stärke auswählen. Er legt das Edelreis auf eine Bock. Mit seinem Fuß tritt er einen Hebel wodurch er den Stanzvorgang durchführt. Dabei stanzt das Veredlungsmesser in das Holz. Zuerst in das Edelreis. Mit dem ersten Stanzvorgang wird gleichzeitig das Edelreis durch einen Mechanismus festgehalten. Dann greift er die passende Unterlage, legt sie wieder auf den Bock und stanzt erneut mit seinem Fußhebel das Messer in das Holz der Unterlage.
Mit dem zweiten Stanzvorgang wird das gehaltene Edelreis gleichzeitig über die Unterlage geschoben und freigegeben. Voilà, die Rebe ist veredelt. Erkennen Sie am Titelfoto das Omega?
Warum frage ich nach dem Omega? Die Lösung hier!
Und hier das Video dazu!