Forschungsergebnisse Andreas Jung
Status
Bis auf eine nicht identifizierte Aufsammlung von Herrn Hartig aus Naumburg galt die Sorte bis 2009 als ausgestorben, da sie als Synonym des Pinots betrachtet wurde.
Fundsituation
Verwilderte Pflanzen in einer seit 1890 aufgegebenen Weinbergsbrache bei Halle.
Herkunft und Verbreitung
Um 1905 eine der Hauptrotweinsorten an der Yonne, wo sie 9000 ha einnahm, im Departement Aube 600 ha. Alte Abbildungen des Burgunders zeigen immer den Kleinen Fränkischen Burgunder mit runden Beeren. Er ist historisch belegt für die Steiermark, Schwaben, das Bodenseegebiet, die Oberrheinebene, das Elsass, die Nord- und Westschweiz, für die Yonne und die Champagne. Der Name Burgunder verweist auf die Brygher des Balkans und Phryger Anatoliens, die als vorrömische Brieger (Brixen) am Südalpenrand und in Konföderation mit den Anten als Brigantier am Bodensee lebten. 1000 Jahre später gründeten Burgundiones das Königreich Burgund am Westalpenrand. Der Kleine Burgunder dürfte unter den Burgunder-Sorten des 8. Jahrhunderts in Bodman gewesen sein.
Eigenschaften
Unser wiederentdeckte Kleine Fränkischer Burgunder zeigt auf den Herbstblättern im Gegensatz zum Spätburgunder den typisch roten Blattrand. Sie ähnelt dem Spätburgunder, besitzt aber runde Blätter und runde Beeren und reift etwas später. Gute Lagen sind deshalb empfohlen. Sie ist frosthart, fruchtbar, blühfest und durch die längeren, hellblau bedufteten Trauben mit Zweittrauben ertragreicher als Pinot. Dennoch erreichte sie in 2013 Anfang Oktober über 90° Öchsle ohne jegliche Fäulnis. Durch eine späte aber schnelle Traubenreife, verbunden mit einer festen Schale, haben die Beeren eine hohe Fäulnisfestigkeit. Die harten Beerenschalen sind auch gegen die Kirschessigfliege resistent. Die ersten Weine aus dem Versuchsanbau verkörpern eine interessante Gerbstoff- und Tanninstruktur. An einer würzigen, pfeffrigen Note ist der Fränkische Burgunder leicht zu erkennen.