Die [Geschmacks]–Erlebnisse der Winzer bei der Verkostung von Weinen aus Historischen Rebsorten
Bei der zweiten Weinverkostung von Weinen aus Historischen Rebsorten am 18. Januar 2018 in Wörrstadt gab es viele Aha-Erlebnisse und angeregte Diskussionen zwischen Winzern aus unterschiedlichen Weinanbaugebieten.
Annähernd 50 neugierige Winzer kamen zu Böhms Weinlounge in Wörrstadt zur Verkostung von 18 verschiedenen Weinen aus historischen Rebsorten. Gleich an mehreren Tafeln nahmen die Gäste Platz und absolvierten ein strammes Programm.
Was sagen die Fachleute zu den Weinen Ihrer Kollegen?
Eingeladen hatte der Gastgeber Ulrich Martin von der Rebschule Martin. Gegen fünf Uhr eröffnete der Hausherr Stefan Böhm die Veranstaltung mit einem herzlichen Willkommen an alle Anwesenden.
Bei historischen Rebsorten handelt es sich auch bei den Fachleuten um Neuland. Deshalb stand der Abend unter dem Fokus mehr Informationen über Anbau und Ausbau der noch unbekannten Rebsorten und deren Weine zu erhalten. Neben den aktuellen Informationen über die Weiterentwicklung des Projektes, lag der Schwerpunkt der Veranstaltung auf der mit Spannung erwarteten Verkostung. Im Rahmen einer Vergleichsprobe standen sich mindestens zwei, meistens drei verschiededene Weine in einem sogenannten „Flight“ gegenüber. So konnten innerhalb einer Probengruppe die einzelnen Weine von den Profis gegeneinander verkostet werden.
Nachdem Herr Martin die einzelnen Rebsorten kurz vor der Verprobung nochmals vorstellte, berichteten die jeweiligen „Macher“ der Weine über ihre Erfahrung im Umgang mit ihrer Historischen im Weinberg und Keller.
Besonders spannend: Neue Möglichkeiten bei der Rotweinbereitung – Weißweinsorten mit eigener Aromencharakteristik!
Adelfränkisch und Weißer Traminer aus einem Kleinausbau standen sich im ersten Flight gegenüber. Einen rheinhessischen Roten Veltliner aus zwei Jahrgängen konnten die Winzer in ihrem zweiten Flight probieren. Einen 2016-er etwas reifer und dicker im Vergleich zu einem 2017-er, der sich frischer und fruchtiger präsentierte. Der besonderen Fundsituation geschuldet, konnte man beim Grünfränkisch schon eine beachtliche Vielfalt probieren. In zwei Flights „duellierten“ sich Grünfränkische aus verschiedenen Jahrgängen und Herkünften. Immer wieder fiel dabei die besondere Aromenstruktur auf, die sich keiner bekannten Rebsorte zuordnen lässt. Warum früher der Wein der Liebfrauenmilch so sehr geschätzt wurde, lässt sich bereits in dieser ersten etwas breiter aufgestellten Grünfränkischprobe erahnen. In drei weiteren Flights konnten auch die Rotweine überraschen. Ob ein Fränkischer Burgunder, der mit sortentypischen, würzigen, pfeffrigen Aromen und einer reifen aber betonten Gerbstoff- und Tanninstruktur glänzte, ein Schwarzurban mit dunklen Beerenaromen und einer ausgesprochen weichen, runden Tanninstruktur überraschte oder ein Süßschwarz mit tollen Sauerkirschton eingebunden in die passende Säurestruktur punktete, die Armut an deutschen, autochthonen Rotweinsorten ist scheinbar beendet!
Wie werden sich die Sorten bei verschiedenen Partnerwinzern entwickeln?
Wie stark sich die anwesenden Personen bereits mit dem Thema auseinandersetzen, konnte man sehr gut an der von Michael Gutzler angeregten Diskussion um den An- und Ausbau der wiederentdeckten Burgundersorten Arbst und Fränkischer Burgunder erkennen. In der Diskussion mit dem Entdecker und Erforscher der Historischen Rebsorten Andreas Jung wurden verschiedene mögliche Szenarien durchgespielt. Es wurden verschiedene Einflüsse durch Wetter, Pilzbefall und verschiedene Ausbauarten durchdacht und gegeneinander abgewägt.
Faszinierende [Geschmacks]–Welten öffnen sich – vielfältige Möglichkeiten ergeben sich!
Der Abend war ein voller Erfolg. Das große Interesse der Winzer hat gezeigt, wie wertvoll die wiederentdeckte Vielfalt für alle Beteiligten ist.
Die mehr als vielversprechenden ersten Weine sind erst der Anfang!
Der Erfahrungsaustausch der Profis war – im wahrsten Sinne des Wortes – „fruchtbar“ und wird ein fester Bestandteil des Projekts Historische Rebsorten bleiben.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre aktive Mitarbeit! Es hat uns Spaß gemacht, wir haben viel erfahren und freuen uns schon auf das nächste Mal!
Lieber Herr Martin, lieber Andreas,
Glückwunsch zur neu gestalteten und inhaltlich deutlich gewichtigeren Homepage und weiter gaaaanz viel Erfolg für das Projekt „Historische Rebsorten“!
Gibt es schon einen Termin für eine weitere Verkostung von Weinen aus HR? Da wäre ich gerne dabei. Und im Laufe der zweiten Jahreshälfte käme ich gerne mal nach Gundheim zur Besichtigung der Rebschule. OK?
Herzliche Grüße
Thomas Riedl
Hallo Herr Riedl,
vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an unserem Projekt.
Bisher steht noch kein Termin für die nächste Verkostung, aber wir werden Sie persönlich dazu einladen.
Bezüglich der Besichtigung der Rebschule setzen Sie sich doch mit Herrn Martin persönlich in Verbindung. Nach der laufenden Hauptsaison mit Veredlung und Aufzucht der Jungpflanzen nimmt er sich bestimmt gerne Zeit für Sie.
Viele Grüße
Peter Nuhn (Administrator)
Hallo Herr Riedl,
ich dachte schon früher über eine neue Homepage nach. Der letzte Anstoß kam durch Sie!
Denn beim 2. Symposium über Historische Rebsorten in Geisenheim, stellten Sie zu Recht die Frage (sinngemäß): „Wie kann ein interessierter Weinliebhaber Weine aus historischen Rebsorten überhaupt gezielt suchen bzw. finden? Weder sein Weinhänder des Vertrauens noch das Netz liefern befriedigende Ergebnisse.“
Die neue Homepage ist eine Plattform rund um diese seltenen, wiederentdeckten, aber auch völlig unbekannnten Rebsorten. Das gilt für Weinliebhaber und Winzer gleichermaßen.
Folgen Sie meinen kleinen Beschreibungen aus den Muttergärten, die ich jetzt, während der Reifezeit, immer wieder posten werde. Die Muttergärten befinden sich alle arrondierend um meine Rebschule. Wenn Sie einen spannenden, interessanten Zeitpunkt erkennen, rufen Sie einfach an. Gerne zeige ich Ihnen die Anbau befindlichen Historischen.
Gruß
U. Martin
Hallo Herr Martin, hallo Andreas!
Die Webseite ist klasse! Informativ, ästhetisch und Neugier weckend! Ich hoffe, es gibt 2019 mal wieder eine Verkostung?
Andernfalls werde ich nochmal eine in Bonn oder Umgebung organisieren. Es gibt schließlich vor allem auch dank Eurer Arbeit so viele neue Weine aus Historischen Sorten. Spannend!
Beste Grüße und eine entspannte Weihnachtszeit
Thomas Riedl
Hallo Herr Riedl,
vielen Dank für das Kompliment.
Es war Ihre Aussage in Geisenheim, die mich dazu bewegten die HR-Seite nochmals neu zu gestalten!
Jetzt kann ein Weinliebhaber, der Wein aus historischen Rebsorten einmal probieren möchte, die Weine auch finden.
Zu Ihrer Frage, ja! Wir sind jetzt, nach jahrelanger Vorarbeit, an einem sehr spannenden Punkt angekommen. Wir können im kommenden Frühjahr die immer wieder gestellte Frage „Wie schmeckt denn der Wein?“ beantworten.
Folgen Sie dem link und melden Sie sich zum Newsletter an, dann werden Sie rechtzeitig eine Einladung mit verbindlicher Anmeldung erhalten.
https://historische-rebsorten.de/historisch-bedeutende-weinprobe/
Vielleicht sehen wir uns im Januar?
Mit weihnachtlichem Gruß aus Gundheim
Ulrich Martin